Heute war unser erster Tag in Moskau. Da wir gestern über eine Stunde an der Passkontrolle am Flughafen standen, kamen wir erst gegen halb 2 nachts am Hostel im Stadtzentrum an. Auf dem Weg dorthin durften wir aus dem Taxi schon die berühmt berüchtigten Fahrkünste der Russen begutachten und so viel darf ich verraten: die zahlreichen Videos im Internet, über Dashcams aufgenommen, die zum Teil krasse Unfälle zeigen, repräsentieren ziemlich gut, was hier auf den Straßen abgeht. Deswegen entschieden wir uns auch ziemlich schnell in Moskau kein Fahrrad zu mieten und lieber zu Fuß oder mit der Metro die Stadt zu erkunden. Da wir von der Reise ziemlich müde waren, bestellten wir für den nächsten Morgen Frühstück im Hostel und bekamen ein typisch russischen Frühstück, bestehend aus schwarzem Tee, Porridge und Waffeln mit einer undefinierbaren, ungewohnt süßen Soße. Für meinen Geschmack war es insgesamt viel zu süß, doch das mag auch daran liegen, dass ich morgens lieber etwas Herzhaftes esse.
Das Erste, das sich jeder Touri in Moskau anschaut, ist wohl der Rote Platz. Und so bestätigten wir dieses Klischee gerne und steuerten ihn als erste Sehenswürdigkeit an. Hier seht ihr das staatliche nationale Museum am Roten Platz. Leider konnten wir heute nicht nah an die Basilius-Kathedrale heran, da dort Soldaten exerzierten und deswegen ein großer Teil des Platzes zu diesem Zwecke abgesperrt war. Da natürlich weit und breit niemand Englisch sprechen konnte und unser Russisch auch eher eingerostet ist, fanden wir erst später im Hostel heraus, dass heute der Tag der Russischen Airforce ist. Das erklärte auch, wieso an vielen Autos Fahnen hingen, wie man es aus Deutschland von der WM oder ähnlichen Events kennt. Der Stolz auf die eigene Armee war besonders auf dem Roten Platz zu spüren, wo viele Begeisterte dem Exerzieren zuschauten. Die Tatsache, dass es für Teilstreitkräfte des Landes einen eigenen Feiertag gibt empfinde ich schon als etwas befremdlich. Das war aber auch schon das Einzige, das als eine Art Mini-Kulturschock durchgehen könnte. Ansonsten bietet Moskau eine wunderschöne Atmosphäre und selbst kühl wirkende Russen waren sehr herzlich, freundlich und hilfsbereit, wenn sie von uns um Hilfe gebeten wurden, obwohl man sich mit Händen und Füßen verständigen musste. Generell ist es erschreckend, dass wir bis jetzt (abgesehen von der Rezeptionistin unseres Hostels) niemandem begegnet sind, der Englisch verstand oder sprechen konnte. Wenn man nach Russland reist, sollte man also wirklich darauf vorbereitet sein nicht verstanden zu werden, wenn man kein Russisch spricht. Diese Sprache steht deswegen nun ganz oben auf meiner Liste, der interessanten und zu lernenden Sprachen, damit die Kommunikation bei meinem nächsten Besuch nicht durch Hände und Füße durchgeführt werden muss.
Einen kleinen Vorteil haben wir durch das Chinesischstudium aber auch hier in Moskau: asiatische Touristen sind hier stark vertreten, weswegen viele Beschilderungen nicht nur auf Kyrillisch, sondern auch auf Chinesisch ausgezeichnet sind. So finden wir uns schneller zurecht, als wenn wir das kyrillische Alphabet erst übersetzten müssten. Doch selbst das hat man nach wenigen Stunden raus. Es ist fast wie eine Art Hieroglyphen Übersetzung gekoppelt mit Sight-seen: eine besonders aufregende Mischung.
Gegen Nachmittag schauten wir uns dann einen weiteren Punkt der „Must see“ Moskaus an: die Metro. Viele Stationen sind wirklich außerordentlich schön und haben nichts mit den grauen, müffelig riechenden Löchern aus Köln oder anderen Städten Deutschlands zu tun, wie ich sie kenne. Leider war dort das Licht sehr schlecht, sodass man die schöne Kulisse und künstlerischen Details nicht ansatzweise zeigen kann. Oben sieht man einmal die Station Komsomolskaya, die im Internet als die schönste aller Stationen in Moskau angepriesen wird. Mir persönlich hat aber die Station Mayakovskaya noch besser gefallen, die eher schlichter ist. Wenn ihr nach Moskau reist, würde ich euch außerdem noch die Stationen Belorusskaya und Novoslobodskaya empfehlen, die ebenfalls sehr sehenswert sind.
Um zum Resümee des Tages zu kommen: Moskau hat mich wirklich sehr positiv überrascht. Allein die Straßen, die zur Innenstadt führen sind von wunderschönen, mit Stuck verzierten Häusern gesäumt und da das Wetter auch noch mitspielte, konnte sich die Stadt in ihrem besten Licht zeigen. Ich freue mich auf zwei weitere Tage in der Hauptstadt Russlands.