Visa Agenturen in Südostasien- der Umweg über Hongkong
Mit unserem Studentenvisum in China gab es ein paar Probleme, weswegen wir die Nähe zur Hongkonger Grenze nutzten und dort einen neuen Anlauf starteten das Studenten-Visum vor Uni Beginn zu erhalten. Generell ist es eine bequeme Art sein chinesischen Visa zu verlängern, umzuschreiben oder zu beantragen. Auch die Preise sind günstiger, als wenn man es in Deutschland beantragt. Wenn man Hongkong also sowieso mal einen Besuch abstatten wollte und es nach meinen Erfahrungsberichten immer noch will, ist es eine Überlegung das chinesische Touristenvisum erst vor Ort zu beantragen, da dieses so gut wie immer akzeptiert wird. Für Visa anderer Art (Arbeitsvisa, Studentenvisa, etc.) würde ich diesen Weg nur empfehlen, wenn ihr euch, wie wir, schon in Asien aufhaltet und die Alternative eine Reise nach Deutschland wäre.
Im Internet fanden wir die Agentur BFT ChineseVisa Agency, bei der es sowohl einen Zweitages- als auch einen Viertagesservice für 450 HKD und 750 HKD gibt. Die Internetseite ist sehr übersichtlich, sodass man sich vorab darüber informieren kann, welche Unterlagen mitzuführen sind und generell sind wir mit dem Service der Agentur zufrieden. Die Angestellten sind sehr freundlich und auch auf unsere e-mails wurde sehr schnell und zuverlässig geantwortet, was, seit wir in China sind, erfahrungsgemäß nicht unbedingt selbstverständlich ist. Dass dort unser Studenten-Visum abgelehnt wurde, ist nicht das Verschulden der Agentur, sondern liegt an fehlerhaften Dokumenten, die wir von der Universität bekommen haben. Über die Ablehnung wurden wir sofort per Mail informiert und schon am nächsten Tag konnten wir ein Touristenvisum beantragen, was wir nach zwei Werktagen abholen konnten.
Star-Ferry & Symphonie of Lights
Besucht man Hongkong sollte eine Fahrt mit der Starferry nicht fehlen. Diese fährt zwischen Hongkong Island und dem Festland hin und her und man erhascht einen schönen Blick auf die Skyline der Stadt. Aus Reiseberichten anderer Touristen entnahmen wir, dass es sich am meisten lohnt die letzte Fähre zu nehmen, um sich um 20 Uhr die Symphonie of Lights auf Hongkong-Island direkt vom Boot anschauen zu können. Deswegen kauften wir schon morgens das Ticket, um auch sicher zu gehen, dass wir abends an Board kommen und nahmen die Fähre um kurz nach 7. Die Fahrt dauert eine gute Stunde. Als wir dann an Deck waren, den Fahrtwind spürten und uns die erleuchtete Skyline und ihre Spiegelung im dunklen Wasser ansahen, fühlte ich mich das erste Mal seit unserer Ankunft in Hongkong wohl, waren die Straßen der Stadt für mich persönlich doch zu voll, zu eng, zu dreckig, zu laut. Hier draußen musste ich mir eingestehen, dass die Skyline Hongkongs doch sehr beeindruckend ist. Die Symphonie of Lights allerdings war eine mittlere Enttäuschung. Zwar blinkten ein paar Hochhäuser im Klang zur Musik in bunten Farben, doch dafür den doppelten Preis für die Fähre zu zahlen ist es meiner Meinung nach nicht wert.
Wenn ihr eine Fahrt mit der Starferry bucht, startet ihr am Besten um halb 7 auf dem Pier von Kowloon, sodass ihr zwar die Lichter der Stadt abends genießen könnt, die Symphonie of Lights dann aber vom Ufer des Festlands Hongkong bestaunen könnt. So spart ihr euch schlappe 10 Euro und das Spektakel ist hell genug, sodass man es von der anderen Seite aus sehen kann.
Der Peak- ein Blick über Hongkong
Auch der Peak ist eine beliebte Anlaufstelle für alle Touristen in Hongkong und so verschlug es uns am dritten Tag dorthin. Von einer Kommilitonin, die dort ein Jahr gelebt hatte, bekamen wir den Tipp nicht das überteuerte Cablecar den Berg hoch zu nehmen, sondern mit dem Bus zu fahren. (Vielen Dank, Fenja, für den Tipp!) Die Minibusse sind recht leicht zu finden. Die Haltestellen liegen an der MRT Station Centre und sind von dort aus relativ gut ausgeschildert. Falls ihr es dennoch nicht finden solltet, orientiert ihr euch am Besten an dem nicht zu übersehenden Apple-store und haltet euch links von ihm. An der Station trefft ihr allerdings auch auf sehr hilfsbereites Personal, das euch gerne zur Station lotst. Eine Fahrt mit dem Minibus 1 bis zum Aussichtspunkt kostet 10 HKD und dauert eine knappe halbe Stunde. Bei gutem Wetter könnt ihr während der Fahrt schon die Aussicht und auch ein bisschen Grün genießen, das ihr in der Stadt relativ vergebens sucht. Oben angekommen ist das Erste, das man sieht der Eingang zu einem Einkaufszentrum, denn McDonalds, Burger King, Starbucks und Co. Dürfen in dieser Stadt an keinem Ort fehlen! Der Blick über das letzte bisschen Grün, das hier oben noch übrig ist, erinnert daran wie schön es hier einmal gewesen sein musste. Leider haben die Menschen diese Angewohnheit schöne Orte durch Beton zu verunstalten. Der Blick über die Stadt war trotzdem ganz schön, denn trotz allem ist es schon bemerkenswert, wie so viele Menschen auf so wenig Platz untergebracht wurden. Den besten Blick hatten wir auf Grund des Wetters leider nicht und ich denke, dass es bei guter Sicht dort oben noch mehr zu entdecken gibt!
Lamma-Island
Wenn man etwas mehr Zeit in Hongkong hat und die Menschenmassen in den engen Straßen leid ist, lohnt es sich die umliegenden Inseln zu besuchen. Am letzten Tag besuchten wir deswegen Lamma- Island, die eine gute halbe Stunde mit der Fähre vom Festland Hongkongs entfernt liegt. Die Fähren fahren zu jeder vollen Stunde von Pier 4 nach Nga Kau Wan, von wo der sogenannte „Family Trail“ an verschiedenen sehenswerten Orten der Insel bis nach Sok Kwu Wan führt. Von dort kann man dann wieder eine Fähre Richtung Hongkong nehmen. In den beiden Orten sind viele kleine Restaurants angesiedelt, in denen man sehr gut Fisch und Meeresfrüchte essen kann. Für uns Europäer vermutlich ungewohnt: man sucht sich seine Speise aus einem Lebendbecken aus. Vor jedem Restaurant preisen die Inhaber ihre neusten Fänge an und preisen mit ihrer Frische, Dies war allerdings der Grund, wieso ich dort nichts gegessen habe. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht das Tier zu wählen, das sterben soll. Natürlich ist das nichts anderes als Feigheit, denn wenn mir jemand das zubereitete Tier vorsetzt, esse ich es auch, ohne nachzudenken woher es kommt und wie es gestorben ist und ich finde es gut, dass man in China wieder mehr das Bewusstsein dafür bekommt, dass ein Tier sterben muss, damit man es essen kann. Mich persönlich beschäftigt es seit meiner Ankunft im Land immer mehr und ich tendiere wieder viel mehr zu einer vegetarischen Lebensweise, als noch in Köln.
Auf dem Weg über die Insel begegnet man fast keinem Menschen, was ich als ungemein angenehm empfand. Unterwegs laden verschiedene Strände ein dort bei gutem Wetter einen ganzen Tag zu verbringen. Leider waren bei unserem Aufenthalt auf der Insel die Folgen des Taifuns noch deutlich zu spüren: die Strände waren vermüllt, Bäume waren umgestürzt, Teile des Weges überflutet und es waren viele Arbeiter zu sehen, die daran arbeiteten die Strände wieder herzurichten. Für uns ist es natürlich schade gewesen: wir hatten einfach sehr viel Pech mit dem Timing! Aber ich bin davon überzeugt, dass es dort unglaublich schön ist, wenn sich die Natur von dem Nachbeben des Taifuns erholt hat. Für mich war es, trotz des unglücklich gewählten Zeitpunktes, der schönste Ort, den ich während meines Hongkong-Aufenthaltes gesehen habe.
Der Tian Tan Buddha auf Lantau Island
Auch Lantau Island soll, etwas außerhalb der Großstadt, durch eine sehr schöne Natur beeindrucken. Hier kann man einer der fünf größten Buddha Statuen Chinas einen Besuch abstatten, dem umgangssprachlich genannten „Big Buddha“. Er liegt bei dem Kloster Po Lin auf der Spitze eines Berges und symbolisiert das harmonische Verhältnis von Mensch, Natur und Religion. Von der MRT Station Tung Chung gelangt man dort entweder mit dem Bus 23, oder mit der Gondelbahn Ngong Ping 360 hin. Wir entschieden uns für den sehr viel günstigeren Bus und bestaunten auf der halbstündigen Fahrt die sehr schöne Natur, einen Stausee, grüne Urwälder und freilaufende Kühe am Straßenrand. Die Fahrt mit der Gondel auf die Bergspitze ist meiner Meinung nach etwas überteuert und der Weg mit dem Bus ist ebenfalls sehr angenehm und sehenswert.
Angekommen, müssen dann noch 268 Stufen erklommen werden, um die Plattform am Fuße des Buddhas zu erreichen. Dafür hat man oben eine umso schönere Sicht, wenn man vielleicht mehr Glück mit dem Wetter hat als wir. Viele Teile des Tals konnte man nur erahnen, aber durch den Nebel gab es dem Ort wenigstens etwas Mystisches. Es führen dort verschiedene Wanderwege zu den umliegenden Bergspitzen, wo der Ausblick phantastisch sein soll. Da an dem Tag unseres Aufenthalts dort aber leider tiefe Wolken hingen, sparten wir uns den Weg in den Nebel und gingen lediglich den Pfad der Weisheit bis zum Anfang des Wanderwegs entlang. Die Natur ist hier sehr schön und man begegnet bis auf ein paar frei rumlaufenden Kühen niemandem. Bei gutem Wetter wäre ich sehr gerne weiter gewandert, hätte den Vögeln gelauscht und die Aussicht genossen.
Hongkong in a nutshell
Vielleicht lag es an dem Stress, den wir wegen unserer Visa hatten, an der schlechten Wetterlage, daran, dass ich doch kein richtiger Stadtmensch bin, dass ich wegen der eiskalten Klimaanlage in allen Gebäuden und in der MRT krank wurde oder daran dass sich die Stadt noch von den Folgen des Taifuns erholen musste, doch ich kann die allgemeine Begeisterung Hongkong gegenüber nicht nachvollziehen. Mir war es dort zu laut, zu voll, zu dreckig. Die Häuser sind so hoch, dass man kaum den Himmel sehen kann und die Menschen überrennen einen einfach, da sie lieber auf ihr Handy glotzen, als auf den Weg, den sie gerade gehen oder grade blockieren. Diese Kombination mit schwülen, regnerischen 32 Grad haben mich wahnsinnig gemacht. Überbleibsel der Natur Hongkongs lassen erahnen, wie schön die Stadt doch einmal gewesen sein musste, doch mit der Zeit haben die Menschen leider viel daran gesetzt die Betonwüste wachsen zu lassen, bis ein wahrer Hochhaus-Jungle entstand. Umso mehr habe ich die beiden Ausflüge außerhalb der Stadt genossen. Wenn man ein Stadtmensch ist und sich eine bessere, nicht so heiße Jahreszeit für die Reise aussucht, kann man sicherlich schöne Orte entdecken, doch für mich ist die Stadt keine weitere Reise wert. Umso glücklicher bin ich jetzt wieder in Kunming zu sein.