In der Golden Week nutzten wir die freien Tage, um einen Ausflug zum „Drachen-Tor“ auf den Western Hills zu unternehmen, die etwas außerhalb der Stadt liegen. Man erreicht diese ganz leicht mit Metrolinie 3 vom Stadtzentrum Kunmings aus. Das Wetter machte der Golden Week alle Ehre und so beschlossen wir, gut gelaunt und voller Tatendrang, den gesamten Berg hoch zu wandern und auf eine Fahrt mit dem Bus und dem Lift zu verzichten.
Die ersten 5 km des Weges bereute ich diese Entscheidung allerdings schnell, da es weder einen gescheiten Gehweg gab, sodass wir auf der Straße laufen mussten und zudem alle paar Minuten vollgepackte Busse an uns vorbeidüsten, vor denen man sich besser mit einem Sprung in den Wald in Sicherheit bringen sollte. Du weißt, dass du in China bist, wenn der Busfahrer eher riskiert dich von seiner Windschutzscheibe zu kratzen, als zu bremsen. Es war dementsprechend unentspannt und da die Natur auf diesem Abschnitt des Weges nicht einmal unbedingt schön ist, würde ich in Zukunft wenigstens von der U-Bahn Station bis zum Eingang des Naturparks das Angebot der Busfahrt annehmen.
Hat man jedoch einmal den Eingangsbereich hinter sich gelassen, verändern sich die Wege sofort: es dürfen hier weder Autos fahren, noch trifft man viele Menschen, da sich die Chinesen alle von einem Lift hochfahren lassen. Endlich konnte also die Natur mit all ihren Geräuschen und der prächtigen Kulisse genossen werden! Allerdings werde ich niemals verstehen, wieso alle Wanderwege in China, die einen Berg hinauf führen, in Treppen umgebaut werden. So bleibt letztendlich immer ein bisschen das Gefühl bestehen, in einem besonders schönen, grünen Treppenhaus zu laufen. Dennoch ist der Weg sehr angenehm und für alle Wanderbegeisterten und Naturliebhaber empfehle ich ihn wärmstens- und das sage ich als bekennender Wandermuffel.

Eine sehr beliebte Anlaufstelle auf dem Weg zum Berggipfel ist das Drachentor. Es soll Glück bringen, wenn man es schafft den Schlussstein des Torbogens über sich beim Passieren zu berühren. Dank meiner, für chinesische Verhältnisse, relativ überdurchschnittliche Größe, war das absolut kein Problem und so genieße ich seitdem einen wohl verdienten Glücksregen. Dass das Drachentor bei allen Besuchern sehr beliebt ist und der Lift auch Diejenigen, die nicht so gut zu Fuß sind, sicher dorthin bugsiert, ist leider durch eine auffällig große Ansammlung von Menschen zu spüren. Da während der Golden Week zusätzlich überall äußerst viele Touristen unterwegs sind, wurde es dort sehr schnell sehr eng und so brachen wir bald weiter Richtung Bergspitze auf. Den Weg bis ganz nach oben erklimmen die Wenigsten und da dort auch kein Lift hoch führt, ließen wir die Menschenmassen hinter uns und konnten wieder den Ausblick, frei von jeglichem Gedränge, genießen. Für den gesamten Weg bis ganz nach oben brauchten wir ca. 3 Stunden, doch der Ausblick war es auf jeden Fall wert! Und so saßen wir dort oben eine ganze Weile, genossen den Blick über Kunming, den Schein der Sonne und machten ein paar Fotoshootings mit begeisterten Chinesen, die jetzt alle Bilder von uns in ihren Fotoalben rumzeigen können.
Wenn ich mir die Bilder wieder anschaue, staune ich immer noch nicht schlecht, wie groß Kunming doch ist, fühlt es sich für mich so viel kleiner und familiärer an. Und schon wieder muss ich einfach sagen: Kunming ist eine so schöne Stadt und ich bin wirklich glücklich hier leben zu können. Ich sage ja: das Drachentor schenkt Demjenigen Glück, der seinen Torbogen berührt und welche chinesische Sage ist schon bitte einmal nicht in Erfüllung gegangen?! An alle Touristen in Yunnan: lauft zum Drachentor und holt Euch eine Portion Glück ab und lasst euch diesen grandiosen Blick über die Stadt des Frühlings nicht entgehen!