Shibaoshan 石宝山 – der Ort, an dem ich King Lui traf

Besucht man Shaxi, versteht sich fast von selbst, dass man den Shibaoshan erklimmt, denn neben einer einzigartigen Naturkulisse bietet er außerdem über 40 buddhistische Tempelanlagen, die auf einem sehr weitem Gebiet verteilt sind. Um dorthin zu kommen kann man entweder gemütlich mit einem kleinen Bus fahren, der täglich am Ortseingang abfährt oder läuft selbst in das Gebiet. Wenn man etwas abenteuerlustiger ist und auch die abgelegenen Gegenden erkunden möchte, kann ich nur empfehlen zu Fuß zu laufen. Ihr müsst nur an der Tankstelle am Ortsausgang links abbiegen und ein bisschen querfeldein laufen.

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Für uns ging es sehr früh los, denn da wir nur einen ganzen Tag vor Ort hatten, wollten wir so viel wie möglich zu Sehen bekommen. Als wir Shaxi verließen, die kalte frische Luft einatmeten, die nach Raureif und Kaminöfen roch, der Nebel auf den Feldern langsam den ersten Sonnenstrahlen wich, die sich langsam an den Bergspitzen emporkämpfte, war dies für mich der schönste Ort auf dieser Welt. Auf den Feldern konnten wir die ersten Arbeiter treffen, die uns außerdem sehr gerne Auskunft über den Weg gaben.

Nach nicht mal einer Stunde haben wir den ersten Tempel erreicht, von dem man das erste mal einen wunderschönen Ausblick über das Tal Shaxis genießen konnte. Ist man einmal dort oben angelangt, kann man seinen Weg auch kaum mehr verfehlen, da nur noch ein Weg zum nächsten Tempel führt. Der Shizhong Tempel (石钟寺) liegt auf der anderen Seite des Berges und verfügt über eine sehr besondere Grotte, die zu Einen der Ältesten Chinas gehört. Da der Eintrittspreis allerdings unverschämt teuer war und in dem ganzen Gebiet mehr als 16 Grotten freigelegt wurden, entschieden wir uns gegen einen Besuch dieser Grotte und betrachteten den Tempel lediglich von Außen.IMG_8500

Hat man sich dann seinen Weg bis zum Lionsgate gebahnt, lädt ein süßer Pavillon zu einer kleinen Rast ein. Mit der Kulisse Shaxis im Hintergrund schmeckten die chinesischen Snacks der einheimischen Damen des Dorfes umso besser.IMG_8526

Von dort aus kann man für 20 Yuan einen Shuttlebus zum nächst größeren Wandergebiet nehmen. Diesen würde ich unbedingt empfehlen, denn glaubt mir: laufen tut ihr an diesem Tag genug! Der Weg führt außerdem über eine geteerte Straße und bietet nicht einmal einen schönen Ausblick oder tolle Natur. Wenn ihr allerdings unbedingt zu Fuß laufen möchtet, würde ich für diesen Teil mindestens 1,5 Stunden einplanen, denn die gut 7 km Serpentinen ziehen sich ganz schön in die Länge. Der Bus braucht hingegen nur knapp 15 Minuten.

IMG_8545Dort angekommen erwartet einen wohl mit Abstand der aufregendste Teil der Wanderung, denn am Fuße des beeindruckenden Baoxiang Tempels (宝相寺) leben wilde Affen, die einem den Weg nach Oben versüßen. In Reiseberichten habe ich oft gelesen, dass die Affen aggressiv sein sollen und Touristen gerne angreifen oder Futter stehlen. Mit diesen Worten im Hinterkopf war ich deshalb äußerst vorsichtig, hab die Tiere und ihr Verhalten beobachtet und muss sagen, dass meine Erfahrung eine ganz Andere war. Zwar betteln die Affen regelrecht, bekommen sie von vielen Touristen wohl wahrscheinlich Futter, doch von Aggression war hier nichts zu spüren. Natürlich muss man dazu sagen, dass außer uns nur zwei andere Touristen vor Ort waren und wir uns alle sehr gesittet verhalten haben. Wie die Tiere reagieren, wenn Massen von Menschen das Tier um jeden Preis streicheln wollen, laut sind oder mit Blitz fotografieren, kann ich nicht sagen, doch dann wäre die Aggression der Affen auch nicht, wie beschrieben, grundlos! Mit der nötigen Portion an Respekt den Tieren gegenüber, stellen sie ein äußerst lustiges Schauspiel dar und so genoss ich ihre Gesellschaft sehr, fühlte mich wie im Dschungelbuch und summte leise das Lied von King Lui, denn kein anderes hätte in diese Situation besser gepasst. Man sollte trotzdem nicht seinen Rucksack öffnen, denn bei diesem Geräusch versammelt sich sofort eine Scharr um einen herum. Offener Rucksack bedeutet Essen und die kleinen Kerlchen sind flink und weiß Gott nicht dumm. In den Tempel scheinen sie aber nicht hinein zu gehen, dass ihnen das Betreten der heiligen Stätten verboten ist, wurde ihnen anscheinend in der Vergangenheit beigebracht.

IMG_9686Der Baoxiang Tempel (宝相寺) ist einer der größten des ganzen Shibaoshan- Gebietes. Die riesige goldene Buddha Statue leuchtet schon von Weitem in der Sonne und hüllt den gesamten Ort in ein goldenes Licht. Anders als andere chinesische Tempel, die ich zuvor besichtigt habe, scheint dieser nicht auf Hochglanz poliert zu sein und bietet so eine ganz tolle, authentische Atmosphäre.

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Lässt man den Tempel hinter sich, liegt der steilste und längste Teil des Berges vor einem: bis in 2800 Meter reicht die Spitze an dieser Stelle. Doch egal wie lange und anstrengend der Aufstieg auch war, sobald man oben angekommen ist, fällt diese Anstrengung bei dem Blick auf diese atemberaubende Aussicht sofort von einem ab.

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An diesem Ort hätte ich wirklich Stunden sitzen können, einfach in die Ferne schauen. Die Sonne scheint hier oben so intensiv, dass man sich wie im Sommer fühlt.

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Ob die Tür wirklich verschlossen ist?

Doch den wahren Schatz dieses Berges entdeckte ich etwas tiefer im Wald. Dort, weit hinten verborgen, lag ein sehr alter Tempel, der von Außen verschlossen schien. Nachdem ich aber, von der Neugierde gepackt, bemerkte, dass das Tor offen war, ging ich hinein und trat ein in den wohl ältesten und schönsten Tempel, den ich jemals gesehen hab. Eine ältere Frau kam auf mich zu und fragte mich, ob ich etwas zu essen oder zu trinken suchte. Ich verneinte höflich, gab ihr aber ein wenig Geld, damit ich mir den Tempel und seine Gärten, der offensichtlich ihr zu Hause war, anschauen konnte. Sie freute sich sehr darüber, rief ihren Mann zu sich und zeigte ihm aufgeregt den 5 Yuan Schein in ihrer Hand, der bei uns nicht einmal mehr als 80 Cent wert ist. Sie führte mich herum, erzählte mir, dass die Affen die Dächer beschädigt hätten und dass sie geschlossen hätten, da für Reparaturen zu wenig Geld vorhanden sei.

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mein persönlicher Guide

Ich versuchte ihren Erklärungen so gut es ging zu folgen, doch leider war ihr Dialekt sehr stark und so konnte ich nicht wirklich alles verstehen. Trotzdem ist dies eine der schönsten Begegnungen, die ich in China bis jetzt hatte. Dieser Tempel hatte eine wirklich außergewöhnliche Aura und ich hätte in seinen Gärten für immer bleiben können. Dass dies ein heiliger Ort war, konnte man wirklich spüren. Später fand ich heraus, dass der Name des Tempels Qianding ( 签订寺) ist. Auch wenn ich finde, dass dieser Ort keine Renovierung nötig hat, da er unberührt wie er ist den meisten Charme hat, hoffe ich trotzdem, dass er irgendwann wieder geöffnet werden kann. Und wenn Du einmal auf dem Shibaoshan bist, dann klopfe doch auch mal am Tor, gebe der Dame ein paar Yuan und lass diesen einzigartigen Ort auf dich wirken.

Weitere Impressionen des Shibaoshans

 

Kategorien Reisen

1 Kommentar zu „Shibaoshan 石宝山 – der Ort, an dem ich King Lui traf

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