Ein weiterer sehr sehenswerter Ort in Yunnan ist das kleine Dorf Shaxi (沙溪) im Norden der Provinz, zwischen Dali und Lijiang liegend. Direkt an der alten Tee und Pferdestraße liegend und von dem damaligen Handel weiterhin geprägt, soll dort die Auswahl an Tee, Gewürzen und besonderen Pilzen groß sein. Es soll außerdem eines der authentischsten traditionellen Dörfer Chinas sein, das zudem frische Landluft und Ruhe zu bieten hat. Da die Klausuren-Phase endlich vorüber war, beschlossen wir uns ein paar Tage Auszeit zu gönnen und hinaus aufs Land, hinein in die Natur zu fahren.

Von Kunming geht das am besten per Bus. Da das Dörfchen eher weit entfernt von großen Städten ist, gibt es keine direkte Verbindung. Wir nahmen deswegen einen Bus vom Kunminger Westbusbahnhof (昆明西部汽车客运站) nach Jianchuan (剑川) und stiegen dort nach 7 Stunden Fahrzeit in Minibusse um, die uns weiter bis ins 40 Minuten entfernte Shaxi transportierten. Kostenpunkt der gesamten Fahrt war 182 Yuan.
Kaum waren wir aus dem Bus gestiegen, wehte uns der Geruch von Viehmist, Räucherstäbchen und Kaminholz entgegen – eine ziemlich angenehme Mischung, die mich sofort an Urlaubstage auf dem Land bei meinem Opa erinnerte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch etwas skeptisch gewesen, was die Größe und Ruhe des Dorfes anbelangt, denn Chinesen haben was die Bevölkerung von Dörfern und Städten angeht, eine etwas andere Vorstellung als Europäer.
Doch als ich mich auf dem Dorfplatz umsah, auf dem uns der Bus raus gelassen hatte, war mir klar, dass dies hier wirklich ein sehr kleines, ruhiges Dorf war. Die Gassen, die von dem Platz ausgingen, waren uneben gepflastert, Autos durften und konnten hier nicht fahren. Wenn man keine chinesische Bankkarte besitzt, sondern nur über Visa verfügt, sollte man auf jeden Fall genug Bargeld abheben, da man sonst ziemlich aufgeschmissen ist.
Läuft man die Hauptstraße Shaxis entlang, eine wunderschöne Allee, gelangt man zu einem alten Tempel, vor dem ein paar Hunde ausgelassen spielen. Überall hörte man Vögel zwitschern und wenn man sich anstrengte und einen kurzen Moment inne hielt, dann konnte man die Stille hören. Verrückt, wenn man so sehr an die Motorengeräusche der nächsten Straße gewöhnt ist, dass man plötzlich in die Stille hineinhören kann, weil sie einem im ersten Moment ungewohnt vorkommt.
Die Altstadt Shaxis ist nicht sonderlich groß. Bei einem gemütlichen Spaziergang hat man diese in ca. 20 Minuten durchlaufen und kommt zum Fuße eines Flusses. Dieser war in Reiseberichten besonders hoch gelobt und als schöner Ort zum Entspannen gepriesen. Doch leider wurde dort im Moment eine Art Sonnenterrasse gebaut, wodurch das Ufer ein wenig nach Baustelle aussah und somit keine schöne Atmosphäre zum Ausspannen darstellte. Ist diese allerdings beseitigt, ist es sicherlich ein toller Ort, um den Sonnenuntergang zu beobachten.
Da wir in der Nebensaison reisten, sahen wir fast keine anderen Touristen und lernten das Dorf als einen sehr ruhigen, traditionellen und leeren Ort kennen. Die auffällig vielen westlichen Restaurants in der Altstadt und das große Angebot an Unterkünften lässt allerdings darauf schließen, dass hier im Sommer auch mal die Hölle los sein kann. Deswegen würde ich empfehlen weder in der Golden-Week, noch zum chinesischen Neujahr oder in der ersten Maiwoche dorthin zu reisen. Denn wenn dieser Ort nicht mehr diese angenehme Ruhe und Authentizität zu bieten hat, verliert er wohl möglich seinen Charme – und das wäre doch mehr als schade! So hatten wir allerdings das Glück Einblick in das traditionelle, in das ländliche China zu erlangen, frühstückten Nudelsuppe mit anderen Dorfbewohnern auf der Straße, bekamen Einblicke in das heutige Landleben, sahen wie hart die Menschen hier schuften.

Für mich gehört Shaxi auf jeden Fall zu einem der schönsten Orte Chinas. Weit weg von dem Regen Treiben der Städte kann man hier richtig schön die Seele baumeln lassen und die wunderschöne Natur der Umgebung genießen.
Wenn ihr außerdem gerne wandert, dann ist ein Ausfllug auf den Shibaoshan (石宝山) ein unbedingtes MUSS! Zum Artikel gelangt ihr hier.