Shanghai 上海 – ein Ort, zwei Welten

Wer meine Blogbeiträge verfolgt hat sicherlich schon mitbekommen, dass ich von großen Städten oftmals nicht sehr beeindruckt bin. Sie sind mir meist zu laut, zu dreckig, zu überfüllt, zu unübersichtlich. Vielleicht genau wegen dieser eher niedrigen Erwartungshaltung war ich von Shanghai mehr als positiv überrascht und hab mich ein bisschen in diesen Ort verliebt.

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Shanghai Skyline am Abend

Denkt man an Shanghai, kommt den meisten wahrscheinlich das Bild einer riesigen Stadt mit einer eindrucksvollen Skyline in den Sinn. Mir ging es genauso und deswegen steuerte ich diese auch als erstes an. Läuft man die Promenade „der Bund“ hinunter, hat man den besten Blick rüber auf die riesigen Wolkenkratzer, kann die wirklich einzigartige Architektur der verschieden Gebäude sehr gut betrachten. Wenn dann langsam die Sonne untergeht, strahlt die andere Uferseite nur noch umso mehr. Es ist wirklich ein Spektakel zu genau dieser Zeit für einen kleinen Spaziergang an den Huangpu River (黄埔江) zu gehen.

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Möchte man die Stadt einmal von oben betrachten, so fährt man am besten zum Shanghai-Tower (上海中心大厦) im Finanzdistrikt der Stadt, der mit seinen unfassbaren 623 Metern nicht nur das höchste Gebäude Chinas, sondern auch das zweithöchste Gebäude der ganzen Welt ist – jedenfalls im Moment noch. Das Gebäude ist bewusst mit einer Verdrehung konstruiert worden, sodass dadurch Regenwasser aufgefangen werden kann und in einen Tank unter dem Gebäude geleitet wird, um damit die Heizung und Klimaanlage des Gebäudes zu betreiben. Diese Weitsicht der Nachhaltigkeit fand ich fast am Eindrucksvollsten und hätte solch eine Konstruktion vermutlich überall vermutet, nur nicht in China. Dieses Land überrascht mich einfach immer wieder aufs Neue!

Normalerweise hat man von der Besichtigungsplattform in 561 Metern einen wahnsinnig tollen Ausblick über ganz Shanghai. Doch, wie ich es irgendwie schon gewohnt bin, hatten wir mal wieder kein Glück mit dem Wetter. Es war Smog angesagt und die Sonne, die über dieser grauen Schicht alles gab, konnte sich leider nicht durchkämpfen, wie es vorhergesagt war.

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Blick auf das World Financial Center

Ihr denkt jetzt sicher: Skyline, Finanzdistrikt, Smog; das ist genau das moderne, neue, große Shanghai, wie wir es uns alle vorgestellt haben. Richtig überraschend ist daran ja eigentlich nichts, oder?

Läuft man von diesen ganzen Touristen-Spots aber einmal in die Stadt hinein, biegt in die Seitenstraßen ein, entfernt sich ein wenig vom Zentrum und den Touristenmassen, da eröffnet sich einem ganz plötzlich ein neues Shanghai, eine neue Stadt und ja, fast eine neue Welt. Unser Hostel lag tief in der Altstadt und läuft man durch die kleinen Gassen diesen Teils der Stadt, erlangt man Einblicke in das alltägliche Leben vieler Chinesen in einer solchen Metropole.

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zwei klassische Häuser der Altstadt mit kleinem Laden im Erdgeschoss

Die kleinen, aneinandergereihten Häuser erinnern so viel mehr an eine englische Vorstadt, als an einen Stadtteil einer chinesischen Großstadt. Überall gab es immer wieder winzige Geschäfte, in denen Gemüse und Obst, Textilien und eine Menge an getrocknetem Fisch verkauft wurden. Frauen verkauften selbst gekochte kleine Köstlichkeiten und Männer reparierten ihre Fahrräder und Anhänger mitten auf den Straßen. In diesen Gassen ist immer noch ein Hauch von dem übrig geblieben, was die Briten 1842 nach Shanghai brachten. Damals erzwang Großbritannien Shanghai als Küstenstadt für den europäischen Handel zu eröffnen, da es der wichtigste Marktplatz Ostasiens war. Weiten sich dann die Gassen zu einem Platz, da kann man ganz plötzlich chinesische Pavillons erkennen, die wieder rum so gar nicht zu den anderen Gebäuden der Straße zu passen vermögen. Es ist ein wahrer Kontrast von alt und neu, eine Verschmelzung kultureller und historischer Einflüsse, die hier einen wahrhaft tollen Flair erzeugen.

 

Ein weiterer Ort der Stadt, an dem man den Kontrast von alt und neu spüren kann, ist der Yuyuan Park (豫园). In diesem findet man schöne Gartenanlagen, die verschiedene Pavillons und altertümliche Gebäude verbinden. Ursprünglich hat ein hoher Beamter der Ming Dynastie den Park für seinen Vater im Jahr 1559 errichten lassen. Die während des ersten Opiumkrieges entstandenen Schäden wurden dann ab den 1950-er Jahre nach und nach restauriert. Schaut man aber einmal in den Himmel oder erhascht einen Blick über die umgrenzende Mauer, da erkennt man als erstes Wolkenkratzer, die auch hier den Park umgeben. Ein Stück dieser so weit zurück gehenden chinesischen Kultur inmitten der neuen, riesigen Gebäude zu finden, erscheint einem fast irreal. Genau dieser Kontrast, dieses Zusammenspiel der Gegensätze ist für mich aber das besondere an Shanghai, ist für mich das, was die Atmosphäre der Stadt ausmacht.

Ich muss meinen Vorbehalt gegenüber Großstädten also wirklich einräumen und zugeben: Shanghai hat es mir wirklich angetan! Trotz Smog bin ich ungern abgereist, denn in den 2,5 Tagen, die wir vor Ort waren, hatten wir natürlich nur die Chance einen kurzen ersten Eindruck zu bekommen, uns einen Bruchteil dieser riesigen, vielseitigen Stadt anzuschauen. Vielleicht komme ich also wieder, wenn sich mir eine Gelegenheit bieten sollte.

 

 

Davor geht es aber erst einmal nach Suzhou (苏州), der Stadt der Gärten und Kanäle. Mehr dazu lest ihr sicher ganz bald hier.

Ihr habt Lust auf Shanghai bekommen, wollt mit eigen Augen sehen, was diese tolle Stadt zu bieten hat, wollt vielleicht sogar einen tieferen Einblick in die chinesische Kultur erhalten? Wie wäre es denn dann mit einem Sprachkurs bei EF?! weitere Infos zu den tollen Programmen findet ihr hier.

 

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15 Kommentare zu „Shanghai 上海 – ein Ort, zwei Welten

  1. Svenja Schmitz 23. März 2018 — 10:01

    Voll cool was du alles erlebst:)
    Da bin ich schon total neidisch drauf. Deine Bilder und Berichte versüßen mir auf jedenfall immer den Tag gerade wenn man am Schreibtisch Sitz und lernt.
    Ganz viel Spaß noch und bis wir uns mal wieder sehen ganz viele Umarmung :**

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    1. Dankeschön, Svenja. Es freut mich total, dass dir meine Beiträge gefallen. Ich wünsch dir viel Erfolg beim Lernen und freu mich, wenn wir uns bald mal wieder sehen!
      :**

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  2. Hei Caro!
    Nach deinem Bericht kann ich mir die Dynamik zwischen alt und ultramodern in dieser Stadt lebhaft vorstellen. Bin eh ein Fan deines Blogs 😊 und freue mich jedes Mal neue Einblicke in dein Abenteuer China zu erhalten.
    Genieße jeden Tag!!!
    LG Flo 😘

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    1. Danke, liebe Flo 🙂 :* Ganz liebe Grüße zurück!

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  3. Christa Hallmann 23. März 2018 — 12:06

    Schön, dass du uns immer mit nimmst, auf deine tollen Reisen durch China und uns diese fremde Welt ein ganzes Stück näher bringst! Wohin geht es wohl das nächste mal? Ich bin schon ganz gespannt!

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    1. Schön, dass dir mein Blog gefällt 🙂 wohin es nächstes mal geht, verrate ich noch nicht. 😉 :`*

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  4. Toller Beitrag! Danke Caro für den wirklich anderen Blick auf Shanghai. Wie du weißt, ist mir mein Shanghai-Aufenthalt in keiner guten Erinnerung geblieben, aber dein Eintrag stimmt versöhnlich :p Nein ehrlich, es ist toll, wie du die Gegensätze herausstellst und wie immer unheimlich inspirierend! 🙂

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    1. Danke, leibe Theresa. Shanghai hat so viele schöne Seiten, vielleicht kann ich dir diese ja irgendwann mal zeigen, wenn es dich nochmal rüber nach China zieht! 🙂

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  5. Ina Grötzinger 23. März 2018 — 12:46

    Super guter Beitrag!
    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und tolle Erlebnisse😊😘

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    1. Dankeschön, liebe Ina. Freu mich schon dich bald wieder zu sehen! :*

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  6. Susanne Bischoff 25. März 2018 — 14:50

    Ein wirklich toller Beitrag, Caro. Interessant und sehr informativ geschrieben, bringst Du mir diesen Teil der Welt näher. Wünsche Dir noch weitere tolle Eindrücke und Erlebnisse!

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    1. Dankeschön, Susi. Es freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt. Bis ganz bald! 🙂

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  7. Hey Caro,
    Finde es unglaublich toll was du machst und dass du uns an deinem Abenteuer teilhaben lässt 😊
    Bisher hat mich Asien nie wirklich gereizt, aber durch deine Blogeinträge, sehe ich das inzwischen anders.
    Gerade der Eintrag über Shanghai weckt die Neugier und macht Lust, eine so tolle, vielseitige Stadt kennenzulernen.

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    1. Hey Jessi,
      es freut mich sehr, dass dir meine Beiträge so gut gefallen. Bei meiner nächsten Asienreise nehme ich dich einfach mit, wie wärs? 🙂

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  8. Leidenschaftlich und facettenreich! Shanghai scheint also voller Überraschungen zu stecken. Der Beitrag macht Lust auf mehr, danke dafür!

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