Hangzhou (杭州) – eine Reise durch den Schnee

IMG_0542Hangzhou, bekannt für seinen riesigen Westsee (西湖) im Zentrum, soll eine der schönsten Städte Chinas sein. Viele bekannte chinesische Dichter, wie Bai Juyi (白居易) schrieben an seinem Ufer Lobgesänge über die Schönheit dieses Ortes,  die so gefühlvoll waren, dass sie einem Liebeslied glichen. Einem alten chinesischen Sprichwort zufolge soll dieser Ort sogar dem Himmel auf Erden gleichen. Keine Frage, dass ich mir diesen besonderen Ort einmal von der Nähe anschauen wollte, der Wahrheit dieser Erzählungen einmal auf den Zahn fühlen. Und so führte mein erster Weg auch direkt zu besagten See, nachdem ich in der Großstadt angekommen war. Hier an der Ostküste Chinas war es mittlerweile eisig kalt geworden und auch in den nächsten Tagen war auf wärmeres Wetter und Sonnenschein nicht zu hoffen. Deshalb entschlossen wir uns direkt den ganzen See zu umrunden, solang es wenigstens trocken blieb. Der Westsee erstreckt sich  auf 6,5 km² und umrundet man diese, kann man zahlreiche Pavillons, Gärten und architektonische Kunstwerke bestaunen. Für den ganzen Weg brauchten wir ca. 4 Stunden und es ist natürlich sehr viel angenehmer zu all den Attraktionen zu laufen, anstatt den Bus zu nehmen. Nur so kann man außerdem etwas von der Atmosphäre dieses Ortes aufnehmen, die für die Menschen hier so himmlisch ist. Es ist wirklich sehr angenehm, so nah am Wasser durch all die Gärten zu schlendern, die vorbeifahrenden Drachenboote zu beobachten und die Pagoden zu erklimmen. Der Westsee hat etwas Beruhigendes und war sicher bei der Entstehung des Sprichwortes und der Gedichte vor mehreren hundert Jahren noch um einiges schöner, um einiges friedlicher, spürt man den Tourismus leider, wie fast immer, doch sehr deutlich.

In der ersten Nacht kam ein kleines Schneeunwetter nach Hangzhou, sodass wir am nächsten Tag in einer weiß-gepuderten Schneelandschaft aufwachten. Seit 10 Jahren hatte es hier nicht mehr geschneit und so waren die Menschen ganz aus dem Häuschen, liefen in Massen zum Westsee um dieses Spektakel mit eigenen Augen sehen zu können, sodass wir mehr als froh waren, diese Sehenswürdigkeit schon von unserer To-do-Liste gestrichen zu haben und so die Menschenmassen vermeiden konnten.

Die folgenden Tage wollte es sich auch nicht so richtig ausschneien und -regnen, sodass wir leider nur die wenigen trockenen Pausen nutzen konnten, um mehr von der Stadt zu entdecken. Man könnte sich darüber jetzt beklagen, sagen, dass wir mal wieder Pech mit dem Wetter hatten, doch für die meisten Menschen ist der Westsee und seine Umgebung als Schneelandschaft etwas ganz Besonderes, das nur wenige Menschen sehr selten zu Gesicht bekommen. So könnte man also auch sagen, dass wir ganz schön viel Glück hatten und da letztere Version mir einfach besser gefällt, entscheide ich mich für die positive Seite der Medaille.
Der Lingyin-Tempel (灵隐寺) ist ebenfalls ein sehr bekannter Touristenmagnet. Umgeben von wunderschönen, in Steinwände gemeißelte Buddha Statuen, liegt er in einem großen Park nahe des Westsees. Leider waren ein paar Wege aufgrund der Rutschgefahr gesperrt und auch auf den offenen Wegen musste man sich in Acht nehmen, denn streuen tut hier niemand. Anstelle dessen sollte man sich nach ausgelegten Strohmatten umsehen, denn diese geben einem Halt.

Um dann das Innere des Tempels sehen zu dürfen, muss ein zweites Mal Eintritt gezahlt werden. Zwar sind das für Studenten nur 15 Yuan, doch trotzdem finde ich, dass dies am Eingang, wo wir ja schon ein Ticket über 35 Yuan gezahlt haben, wenigstens kommuniziert werden sollte. Anscheinend galt dieses Ticket nämlich nur für den Park, den man passieren muss, um den Tempel zu erreichen. IMG_0585Chinesische Tempel habe ich mittlerweile viele gesehen, doch noch nie war einer von Schnee geschmückt und so wurde dieser Besuch doch ziemlich eindrucksvoll. Besonders gut gefiel mir eine aus Holz geschnitzte Statue, die im zweiten Gebäude der Tempel Anlage den gesamten Raum einnahm. Leider ist es im Inneren des Tempels nicht erlaubt Bilder zu machen. Wenn ihr also einmal dort sein solltet, vergewissert euch selbst von der detaillierten Darstellung der Götter, Menschen, Tiere und Fabelwesen, die das Zusammenspiel allen Lebens unserer Welt im Einklang zeigt.

 

Läuft man ein wenig ins Innere des Parkes und erklimmt einen kleinen Berg, so hat man die Möglichkeit einen Blick auf den Westsee zu erhaschen. Zwar war die Sicht nicht klar, doch mit all dem Schnee hat das Ganze doch etwas Zauberhaftes, findet Ihr nicht?

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Um einen noch besseren Ausblick genießen zu können, besucht man aber besser den City God Pavillon (城隍阁), der am östlichen Teil des Westsees liegt. Auf die Spitze des Berges gelangt man ganz einfach in nicht mehr als 15 Minuten über einen Fußweg. IMG_0653Dort angekommen, kann man sogar einen Aufzug in den vierten Stock des Pavillons nehmen, denn auf der Aussichtsplattform dort hat man die beste Sicht. Stattdessen kann man aber auch die Treppen nehmen und in jedem Stockwerk einen Blick von der Veranda in die Umgebung riskieren. Wir entschieden uns für die zweite Version, denn die Neugier und der Sportsgeist siegten dann doch. Dafür, dass es in der Nacht zuvor wieder Neuschnee gegeben hatte, war die Sicht ziemlich gut und man konnte immerhin einen Teil des Sees überblicken. Der Weg hier hoch lohnt sich also, egal für welchen Weg ihr Euch entscheidet!

Zu einer anderen Jahreszeit oder Wetterlage ist auch das Teemuseum mit umliegenden Teeplantagen einen Besuch wert! Sie liegen zwar etwas außerhalb der Stadt, sind aber in einer Stunde ganz leicht mit dem öffentlichen Bus erreichbar. Mit dem Wissen, dass man bei dem ganzen Schnee nicht viel sehen wird, fuhren wir dennoch hin. Doch dort angekommen mussten wir dann feststellen, dass die Felder so leider wirklich nicht sonderlich viel Charme hatten und man ebenso gut in einem Feld voller Buchsbäume stehen könnte. IMG_0637Wir verzichteten deshalb darauf all die schönen Spots und das nicht weit weg gelegene Teedorf zu besuchen, denn viele Teehäuser waren wegen des Wetters zudem geschlossen. Wenn Ihr allerdings bei gutem Wetter in Hangzhou seid, kann ich Euch nur wärmstens ans Herz legen, einen Tagesausflug dorthin zu machen!

Hangzhou ist für mich sehr viel eher ein himmlischer Ort, als es Suzhou jemals sein wird. Um den Westsee auf seiner Durchreise zu besuchen, sollte man sich ein bis zwei Tage Zeit nehmen -Zeit, die sich lohnt! Für mich war der Sonnenaufgang über einem Meer aus Wolken in den Yellow Mountains zwar trotzdem um einiges imposanter und wer den Westsee als Platz im Himmel ansieht, der war noch nicht am Greenlake in Kunming! Doch wie man in Kölle so schön sagt: „Jede Jeck is anders!“ und wer weiß, vielleicht ist es für Dich ja ein himmlischer Ort, wenn Du deine Runde um den Westsee drehst.
Uns steht jetzt erstmal eine 20 stündige Zugfahrt mit einer Stehplatzkarte bevor, da es durch den Schnee ein paar Ausfälle im Schienenverkehr gab.  Leicht abzusehen, dass sich das eher zu einem Höllenritt entwickeln wird, anstatt dem Himmel zu gleichen. Doch all das ist nicht so wichtig, denn es geht nach Zhangjiajie (张家界), den Avatar Bergen – meinem persönlichen Highlight der Reise! Ob ich dort oben einen der blauen Männchen  aus Pandora treffe, erfahrt ihr ganz bald hier.

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