Das chinesische Mondfest

Heute wird das zweit wichtigste Fest der Chinesen gefeiert: das Mondfest. Traditionell kommen an diesem besonderen Tag im Jahr alle Familien in ihren Heimatstädten zusammen, um gemeinsam zu essen, beleuchtete Laternen in den Himmel steigen zu lassen und natürlich den Vollmond zu huldigen, indem sie sich in ihrem Schein alte Mythen und Geschichten erzählen, die sich um diesen drehen. Doch woher kommt der besondere Brauch, dieses Fest und wieso spielt der Mond eine so besondere Rolle in der chinesischen Tradition?

Schon immer verehrte der Kaiser die Sonne und den Mond, die durch ihr Zusammenspiel und die dadurch entstehenden Gezeiten für besonders ertragreiche Ernten sorgten. Durch Opferzeremonien dankte der Kaiser aus diesem Grund im Frühling dem Gott der Sonne und im Herbst dem Gott des Mondes. Diese Tradition wird von den Chinesen bis heute fortgeführt, weshalb sie im Herbst dem Mond ein besonderes Fest schenken, um ihm für die gute Ernte des Jahres zu danken. Das Fest wird deswegen auch Erntedank- oder Mittherbstfest genannt.

Wie das Mondfest genau entstand, erzählen eine Vielzahl von Geschichten. Die bekannteste ist eine Legende zweier Geliebter.

Hou Yi, ein berühmter Bogenschütze, rettete die Welt vor der plötzlich auftauchenden Sonne. Ohne seine tapfere Leistung wäre die Welt nicht mehr bewohnbar gewesen und so gewann er zunehmend an Ansehen und wurde bald im ganzen Land berühmt. Dadurch lernte er eine bildhübsche Frau namens Chang Er kennen. Die beiden verliebten sich schnell und heirateten schließlich. Eines Tages überreichte eine Götting Hou Yi aus Dank für seine herausragende Leistung im Kampf gegen die Sonne ein besonderes Elixier, das ihn unsterblich machen würde, sobald er es trank. Da er seine geliebte Frau allerdings nicht verlassen wollte und er dazu gezwungen wäre, sobald er es zu sich nehmen würde, vertraute er seiner Frau die Aufbewahrung an. Als Hou Yi eines Tages außer Haus war, kam ein Schüler Hou Yi´s zu Chang Er und forderte sie auf ihm das Elixier der Unsterblichkeit zu überreichen. Er hatte seinen Lehrer lange beobachtet und nichts hatte er je mehr angestrebt als die Unsterblichkeit. Da Chang Er wusste, dass sie nichts gegen den Schüler ausrichten konnte, ihm das Elixier aber nicht überlassen wollte, trank sie es notgedrungen selbst. Daraufhin wurde sie leicht wie eine Feder, hob vom Boden ab und entschwand gen Himmel. Ihrem Schicksal bewusst, dass sie niemals wieder zu ihrem geliebten Mann zurück kehren konnte, ließ sie sich auf dem Mond nieder, um ihn wenigstens aus der Ferne beobachten zu können. Als Hou Yi zurück kam und über die Geschehnisse informiert wurde, blickte er voller Hoffnung zum Vollmond hoch, um nur einmal noch das Anlitz seiner Frau sehen zu können. Daraufhin versammelte sich das gesamte Dorf, bereitete Opfergaben für den Mond und sandte Chang Er zahlreiche Gebete und Gesänge.

Der Legende nach soll sich dies am 15. Tag des 8. Monats des Mondkalenders ereignet haben. An diesem Tag soll der Vollmond am hellsten leuchten und bis heute wird deshalb genau dann das Mondfest gefeiert.

Doch wie wird es genau gefeiert?

Wegen des Mondfestes gibt es eine nationale Urlaubswoche, sodass Studenten und Arbeiter aus den Städten zu ihren Familien zurück kehren können, um das Fest gemeinsam zu feiern. Wie bei vielen Feiertagen steht auch hier ein gemeinsames Festmahl im Mittelpunkt des Abends. Besonders bliebt an diesem Tag sind in China Pomelos, da sie durch ihre Form und Farbe an den Mond erinnern sollen.

IMG_7713Außerdem dreht sich alles um den Mondkuchen, der extra für dieses Fest produziert wird. Schon Wochen vor dem Fest sind die Supermärkte und Bäckereien bis oben hin mit allen möglichen verschieden Sorten gefüllt. Sie werden an Freunde und Familie und dem Gastgeber verschenkt. Fragt man Chinesen, welche Sorte am besten schmeckt, so wird man in so ziemlich allen Fällen die Antwort bekommen, dass sie gar keine Sorte mögen. Es ist ziemlich interessant, dass obwohl diese Kuchen keinem so wirklich schmecken, diese trotzdem jedes Jahr aufs Neue in Massen verkauft und verschenkt werden. Gegessen wird vermutlich kaum einer. Natürlich interessierte mich dann doch, wie so ein Mondkuchen schmeckt und so kaufte ich mir einen, unbeeindruckt von Warnungen aller chinesischer Bekannten. Nun ja, nachdem ich ihn probiert hatte, musste ich der allgemeinen Meinung über dessen Geschmack zustimmen: Lecker ist dann doch was Anderes. Dieses Exemplar hier ist mit einer Substanz gefüllt, die wie eine Mischung aus Lakritze, Mohn und getrockneten Pflaumen geschmeckt hat. Hört sich jetzt erstmal nicht unbedingt besonders eklig an, doch irgendwie passt einfach alles geschmacklich nicht sonderlich gut zusammen. Aber immerhin hatte ich es versucht.

Da der Weg zu unseren Familien etwas weit ist und man in Deutschland bekanntlicher Weise auch kein Mondfest feiert, bestellten wir einen Tisch in einem Dai-Restaurant, um gemeinsam mit anderen ausländischen Freunden zu feiern. Hier gab es dann viele spezielle außergewöhnliche Gerichte, wie Suppe aus einem Bambusrohr oder in Bananenblättern gedünsteten Wasserspinat. IMG_7723

 

Um die ganzen Köstlichkeiten anschließend verdauen zu können, ging es an unseren geliebten Greenlake, wo wir die Lichter der Laternen und des Vollmondes und dessen Spiegelungen im Wasser genossen. Der gesamte Park war sehr gut besucht für diese Uhrzeit und alle Chinesen knipsten fleißig Fotos von dem prächtigen Vollmond. Wir feiern jetzt noch ein bisschen weiter und somit wünsche ich Euch ein tolles Mondfest!

祝你中秋快乐!

 

 

 

 

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