Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Das erste Semester in China ist vorbei, die letzte Klausur wurde erfolgreich geschrieben, das neue Jahr hat begonnen und damit beginnt für mich auch meine große Chinareise.
Denkt man an China, assoziiert man das Land meistens mit genau dieser Landschaft:
Eine besonders schöne Karstlandschaft findet man in Yangshuo und Umgebung und da ich die verschiedenen, einzigartigen Formen der Hügel und Berge schon immer ganz besonders fand, verschlug es mich als Erstes dorthin.
Am Besten gelangt man mit einem Fahrrad oder Elektroroller in die besonders schönen Teile der Landschaft, die logischerweise etwas außerhalb der Stadt liegen. Am ersten Tag mieteten wir uns einen Roller (50Yuan/Tag), um uns erstmal einen Überblick über das doch sehr große Gebiet zu verschaffen.
Der Mondberg (月亮山,Yueliangshan) wurde von den Mitarbeitern unseres Hostels besonders angepriesen und da wir etwas unvorbereitet angereist waren, wurde dies zu unserem ersten Ziel.
Der Berg liegt am südlichen Ende des Naturgebietes südlich der Stadt. Allein der Weg dorthin ist schon sehr sehenswert, führt er einen doch vorbei an ein paar der schönsten Karst-Berge des Gebietes. Mit dem Roller fährt man ca. 45 Minuten, mit dem Fahrrad bis zu 90 Minuten. Dort angekommen, wurden wir von einer Gruppe älterer Damen begrüßt, die lautstark gekühlte Getränke und Postkarten verkaufen wollten. Dankend lehnten wir ab, erklärten, dass wir selbst Wasser mitgebracht hatten und kauften Eintrittskarten für 14 Yuan pro Stück, um den Berg besteigen zu dürfen.
Schon vom Parkplatz aus erkannten wir dann, wieso der Mondberg seinen Namen trug: Er wurde über die Jahre so besonders geformt, dass der dabei entstandene Bogen stark einer Mondsichel ähnelt. Wie immer hatten die Chinesen fleißig Treppenstufen errichtet, die man bis in das Innere dieses Bogens hochklettern konnte. Der Aufstieg dauert nicht mehr als eine halbe Stunde und ist nicht zu steil. Er wäre sicherlich auch ziemlich angenehm gewesen, wenn wir nicht von einer ausgesprochen hartnäckigen Dame verfolgt worden wären, die uns ihre gekühlten Getränke andrehen wollte. Auch nach mehrmaligem Ablehnen, blieb sie an uns kleben und machte den Aufstieg dadurch leider ziemlich lästig. Wir legten einen Zahn zu, in der Hoffnung die alte Dame dadurch abzuschütteln, doch die schätzungsweise 80-jährige Frau hatte mehr Energie als wir gehofft und vermutet hatten und so durften wir sie als ständige Begleiterin ertragen, selbst als wir hier oben den schönen Ausblick genießen wollten:
Da Joshua noch Taschentücher brauchte, kaufte er ihr dann schließlich eine ziemlich überteuerte Packung ab und baten sie freundlich darum nun Abstand zu halten. Doch sie dachte gar nicht daran, blieb hartnäckig und schimpfte uns in ihrem Dialekt noch hinterher, als wir daraufhin die Flucht ergriffen. Durch diese ungewollte Begleitung wurde der Eindruck dieses Ortes leider wirklich getrübt. Generell muss man in Yangshuo aber damit rechnen solch penetranten Verkäufern zu begegnen, die einen selbst dann noch bedrängen, wenn man sie in ihrer Landessprache unfreundlich abweist und zum Gehen auffordert. Trotz allem würde ich mir den Berg wieder anschauen, denn er ist wirklich einzigartig und beeindruckend.
Kommt man nach Yangshuo steht besonders Eines ganz oben auf der Liste: eine Floßfahrt auf dem Li Fluss. Die schönen Abschnitte, die man dort zu sehen bekommt, haben es sogar auf den 20 Yuan Schein geschafft. Doch wahrscheinlich genau deshalb ist dieses Gebiet auch besonders überfüllt und laut den Mitarbeitern unseres Hostels nicht mehr so schön, wie es einmal zu sein pflegte. Stattdessen ist zu empfehlen auf einen kleineren Nebenfluss, dem Yulonghe (遇龙河), auszuweichen. Der schönste Part soll relativ nördlich an der sogenannten „Yulong Brücke“ beginnen und da die Strecke dorthin wieder durch das schöne Naturgebiet führte, mieteten wir uns dieses Mal Fahrräder (10 Yuan/Tag) und fuhren knapp 2.5 Stunden zu diesem besonderen Ort.
Als wir die Brücke erreicht hatten und betrachteten, war ich dann doch etwas enttäuscht, war sie doch wirklich nicht ansatzweise so schön und beeindruckend, wie uns versprochen wurde. Außerdem hatte der dort ansässige Floß-Verleih durch die schönen bunten Schirmchen und Warnwesten die Kulisse erfolgreich zerstört. Ich würde deshalb empfehlen einen Floß-Stand weiter südlich anzusteuern. Dadurch spart man sich einige Kilometer und Zeit.
Eine fast zweistündige Fahrt den Fluss hinunter kostet um die 300 Yuan pro Floß und die Mitarbeiter kümmern sich außerdem gerne darum, dass das Fahrrad am Ende der Fahrt flussabwärts auf einen wartet, sodass die Radtour weiter gehen kann. Die Kulisse, die sich einem dabei bietet ist wirklich unfassbar. Eindeutig mein persönliches Highlight aller Aktivitäten in Yangshuo!
Vorsicht ist allerdings beim Passieren einiger Staustufen geboten. Wenn man auf diese vorbereitet ist, kann zwar nichts passieren, doch sollte man seine Beine und den Rucksack vor Wasser schützen. Wir wurden etwas spät darauf aufmerksam gemacht und wurden sofort mit ziemlich nassen Hosen als Resultat bestraft.
Die Fahrrad Strecke ist insgesamt 36 km lang, was allerdings durch die sehr flache Landschaft relativ einfach zu bewältigen ist. Für den ganzen Ausflug sollte man trotzdem um die 7-8 Stunden einplanen, die sich aber mehr als lohnen!
Am dritten und letzten Tag hatten wir dann auch schon wieder genug von den normalen Touristenaktivitäten, wollten weg von dem Trubel, weg von den lästigen Verkäuferinnen. Deshalb entschlossen wir uns für ein kleines Abenteuer Programm: wir bestiegen den Fernsehturm-Berg. In den Tiefen des Internets fanden wir eine Wegbeschreibung mit hilfreichen Bildern, denn dieser Berg und der Weg dort hoch ist bei Touristen sonst unbekannt und führt erst einmal durch ein Labyrinth an kleinen Seitenstraßen. Auch der Weg hoch ist so ganz anders, als all die anderen, die wir bisher gesehen hatten: brüchig und steil. Trotzdem gelang uns der Aufstieg in einer knappen Stunde. Um auf das Gelände des Fernsehturms zu kommen, muss einem ein Wärter das Tor öffnen, doch für 10 Yuan pro Nase war er dafür sehr gerne bereit und die Aussicht über die Stadt, die sich uns dort oben bot war einfach atemberaubend.
Wer also ein bisschen abenteuerlustig ist, sich gerne durchfragt und es kaum erwarten kann ein paar Stunden keine Menschenseele anzutreffen, während er durch die Natur klettert, dem kann ich diesen Aufstieg mehr als empfehlen.
Auf dem Rückweg testeten wir dann noch ein sehr kleines chinesisches Lokal aus, denn in Yangshuo authentisches Essen zu fairen Preisen zu bekommen, ist dank des Tourismus sehr schwer. Dort hatten wir allerdings Glück und wurden von den Inhabern freundlich empfangen. Eine sehr bekannte Spezialität des Ortes ist der sogenannte Bierfisch. Ebenfalls gerne werden hier Schnecken gegessen. Da ich aber ja weder Fleisch noch Fisch esse und Schnecken auch nicht unbedingt ganz oben auf meinem Speiseplan stehen, gab es für mich gewöhnliches, sehr leckeres Gemüse. Joshua hingegen bestellte einen Bierfisch, der daraufhin sofort frisch für ihn aus einem Becken vor dem Laden gefangen und gewogen wurde. Zubereitet sieht das Ganze dann so aus:
Laut ihm ist der Fisch butterweich, zerfließt im Mund und besonders die Soße soll sehr lecker sein. Diese probierte ich auch mit etwas Reis und muss sagen, dass sie mich etwas an Gulasch erinnerte. Lecker war sie alle mal! Für alle Nicht-Vegetarier heißt es also: traut euch an diesen leckeren Fisch, doch Vorsicht mit den Gräten!
Und so schnell vergehen auch schon drei Tage. Yangshuo zu besuchen hat sich wirklich gelohnt, auch wenn es wohl der touristischste Ort war, den ich jemals bereist habe. Deshalb bin ich froh nur diese sehr ereignisreichen drei Tage dort verbracht zu haben und sehne mich wieder mehr nach authentischeren, leereren Orten.
Als nächstes geht es nach Guilin und was ich dort erlebe lest ihr sicherlich ganz bald!